Ich hatte Urlaub – 2 Wochen, die mich in eine Zeitlosigkeit geführt haben, die ich in dieser Form noch nicht erlebt habe. Doch nicht ein exotisches Urlaubsziel war der Schlüssel für das völlige Loslassen, mein Urlaub hat mich in die unmittelbare Umgebung auf Nord- und Ostsee geführt. Na klar haben die sonnendurchfluteten Spätsommertage einen Beitrag geleistet. Doch das war nicht der maßgebliche Faktor, der zum Gefühl erholsamster Zeitlosigkeit geführt hat.
Ich habe mich auf völlig neues Terrain begeben – aufs Wasser zum Segeln. Es gab so gut wie nichts, was mir vertraut war – von der Sprache, über die Handgriffe und Manöver bis hin zum Alltag auf dem Segelboot, der sich doch aus Gründen des eingeschränkten Platzes erheblich von den gewohnten Handgriffen unterscheidet. Nichts lief über den vertrauten Autopilot-Modus. Und genau darin lag offensichtlich einer der wichtigsten Schalter, der mich so unmittelbar in der Zeitlosigkeits-Blase schweben ließ:
Schon in den ersten Minuten erlebte ich fühlbar, daß das Bewegen auf dem Boot im sonst vertrauten Modus „Autopilot“ schmerzhafte Spuren hinterlässt. Hier eine Winsch, da niedriges Dach, ein Tau oder sonstige Gegenstände, die unachtsame Bewegung unmittelbar mit Beulen, blauen Flecken oder Schlimmerem quittieren.
Auch im Inneren des Bootes galt dieses Prinzip, hier bedingt durch den stark eingeschränkten Raum. Die Folge – noch nie war ich dauerhaft derart achtsam und konzentriert auf genau das, was ich gerade tat, wie in diesen 2 Wochen. In allem was ich tat war ich anwesend. War es mal nicht, so erhielt ich fast umgehend eine fühlbare Erinnerung. Und obwohl ich dadurch jede Bewegung, jeden Schritt und jeden Handgriff bewußt und daher bedächtig ausführte, bekam ich zunehmend das Gefühl, daß die Zeit sich ausdehnt. Schon nach einigen Tagen hatte ich das Gefühl, sehr viel länger weg zu sein.
Auch wenn ich mich schon lange mit Achtsamkeit beschäftige – noch nie habe ich derart fühlbar erlebt, wie sehr Achtsamkeit im Alltag zu einer inneren Ruhe beiträgt und mich gleichzeitig intensiv mit meinem Körperempfinden verbindet. Dazu muß ich nicht unbedingt Urlaub auf dem Segelschiff verbringen. Jeder, der sich danach sehnt, daß die Zeit mal etwas langsamer verstreicht, dem empfehle ich, sich kleine „Achtsamkeits-Inseln“ im Alltag zu schaffen.
Dabei helfen schon zwei ganz einfache Methoden:
– Unterbrechen Sie Automatismen
Am einfachsten unterbrechen wir solche automatischen Handlungsabläufe, wenn wir uns kleine „Unterbrecher“ setzen. Dinge, die uns kurz stutzen lassen und damit „aufwecken“. Hier sind Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt: Ob Sie einfach mal die Apps auf dem Smartphone in eine neue Reihenfolge auf dem Bildschirm bringen, Ihren Schreibtisch neu organisieren, zuhause die Bestecke in anderer Reihenfolge in Ihrer Besteckschublade anordnen oder morgens ihre Badezimmer-Routine verändern – bereits solche kleinen Schritte helfen Ihnen, aus der Wolke des automatischen Tuns aufzutauchen und sich einen Moment der Achtsamkeit zu schenken, in dem Sie das, was Sie tun, bewußt tun.
Ich mache mir inzwischen einen Sport daraus, mich immer häufiger durch solche „Unterbrecher“ aus meinem automatischen Tun aufwecken zu lassen. Das wirkt garantiert!
– Lassen Sie Ihren Körper „mitspielen“
Beim Segeln mußte ich bei jedem Schritt dafür sorgen, einen sicheren Stand zu haben. Somit galt meine Aufmerksamkeit auch immer wieder meinem Körper. Auch hierin liegt der Schlüssel, um achtsam in den Augenblick zu kommen. Halten Sie einfach öfter mal inne und fragen Sie sich, wie fühlt sich mein Körper gerade an, während ich dies oder jenes tue? Wo genau spüre ich meinen Körper gerade? Welches Körpergefühl löst eine Situation aus? Sobald Sie sich auf die Empfindungen Ihres Körpers konzentrieren, statt permanent der Dynamik Ihrer Gedanken Aufmerksamkeit zu schenken, belohnen Sie sich jedes Mal mit einem köstlichen Moment der Achtsamkeit.
Experimentieren Sie doch einfach mal und genießen das Gefühl, wenn die Zeit für einen Moment stehen zu bleiben scheint.
Und vielleicht haben Sie ja noch andere gute Tipps, wie sich regelmäßige Augenblicke der Achtsamkeit in den Alltag einzubauen lassen. Ich freue mich über Ihre Anregungen.