Wenn das Leben uns Chancen schenkt 2


Heute geht es um den Umgang mit unfreiwilligen Veränderungen und um eine weitere Buchstabengeschichte – das E im „BEWEGEN“. Ich liebe es mit Papier zu arbeiten und so habe ich das E in hauchdünnes Papier eingehüllt. Papier hat für mich eine unerschöpfliche Breite an Möglichkeiten: zart und transparent, oder so stabil, daß man daraus Möbel bauen kann.

A propos Papier, wußten Sie, daß wir Deutschen nach den USA, China und Japan das Land mit dem höchsten Papierverbrauch pro Kopf sind? Berichten zufolge verbraucht jeder Deutsche im Durschnitt mehr als 230 kg Papier pro Jahr! Wir lieben Papier, seine Haptik und das Gefühl, etwas in der Hand zu halten. Im Land der Dichter und Denker hat Papier selbst im digitalen Zeitalter seinen ganz eigenen Wert behalten. Und vermutlich ist es auch unser tiefes Bedürfnis, die Dinge dem Prozess der Vergänglichkeit zu entreißen und sie festzuhalten, indem wir sie auf Papier „verewigen“.

E_Papier klein

Um den Aspekt der Vergänglichkeit geht es mir in meinem E. Es erinnert mich an organische Strukturen und an die Rhythmen der Veränderung, durch die sich die Natur fortwährend bewegt. In ihrem immer wiederkehrenden Aufgehen und Vergehen lebt sie uns vor, daß Veränderung der Motor des Lebens ist. Dabei unterscheide ich zwischen 2 Arten der Veränderung. 

Wenn es um bewußte Ausrichtung geht, durchlaufen wir lineare, zielgerichtete Veränderungen:
Sie folgen dem Willen und einer Absicht und wir können sie durch Prozesse gestalten, kontrollieren und optimieren. Diese Prozesse laufen reibungsloser, wenn sie mit dem Wissen um ihre Dynamiken begleitet, geführt und gesteuert werden, so wie es z.B. bei Change-Prozessen in Unternehmen der Fall ist. Abgesehen davon, gibt es jedoch Veränderungen, die außerhalb unserer unmittelbaren Kontrolle liegen und für die es ein anderes Verständnis braucht:

Veränderung außerhalb der Grenzen des Willens:
Sie tragen den Geschmack von Vergänglichkeit in sich. Ungewollte Veränderungen schubsen uns häufig in absolute Hilflosigkeit. In diesen Fällen wird es Ihnen nicht gelingen, die Veränderung zu kontrollieren und allein nach Ihrem Willen zu steuern. Hier brauchen Sie den Mut, eine neue Position einzunehmen. Statt zu Machen hilft es Ihnen mehr, in sich zu hören und zu erlauschen, was sich da verändern will. Dieser Schritt beruht auf einem Veränderungsverständnis, das Sie trainieren können und das Ihnen genau dann innere Stärke, Zuversicht und Kraft gibt, wenn Sie es am dringendsten brauchen.

– Schärfen Sie Ihr Bewußtsein für den natürlichen Rhythmus von Veränderungen
Wo in Ihrem Umfeld begegnet Ihnen überall Veränderung? Es geht darum, einen achtsamen Blick für all die Veränderungsprozesse zu entwickeln, die Sie selbstverständlich umgeben. Lernen Sie, in Prozesse zu vertrauen, die auch ohne Ihr Lenken zuverlässig stattfinden. So wie Wellen sich aufbauen und ganz selbstverständlich wieder abfallen, können Sie lernen, sich Prozesse zum Verbündeten zu machen indem Sie mitfließen und sich an den Gegebenheiten neu ausrichten, statt dagegen anzugehen. Sie erreichen dadurch mit wenig Kraft viel mehr Wirkung.

– Entwickeln Sie Vertrauen in eine grundsätzlich wohlwollende Kraft 
Eine positive Grundhaltung die auf dem Vertrauen basiert, daß das Leben es grundsätzlich gut mit Ihnen meint und Ereignisse, die Sie als Hindernisse bewerten letztendlich immer Chancen und Möglichkeiten sind, ist in Situationen, in denen Sie sich ohnmächtig fühlen, eine wichtige Stütze. Der Philosoph Sören Kierkegaard sagte: „Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muß man es vorwärts.“ Schulen Sie sich im Wertschöpfen Ihrer Erfahrungen.

Welche schmerzvollen Erfahrungen haben für Sie rückblickend einen neuen Wert entfaltet?
Was ist dadurch für Sie möglich geworden?

– Betrachten Sie die Veränderung durch eine andere Perspektive 
Wenn Sie davon ausgehen, daß Veränderung eine positive Kraft ist, können Sie trainieren, neue Perspektiven einzunehmen indem Sie sich andere Fragen stellen.

Angenommen, diese Situation wäre ein Geschenk – was wäre die gute Absicht darin? 
So absurd diese Frage Ihnen möglicherweise erscheint, sie beleuchtet plötzlich neue Blickwinkel und gibt ein Gefühl für andere Handlungsspielräume. Auch wenn Ihre Antworten anfangs noch so bizarr sein mögen – alle Ideen sind erlaubt. Es erstaunt mich immer wieder, daß die meisten Menschen, wenn Sie erstmal den Mut haben, einen solchen Perspektivenwechsel zuzulassen, ein untrügliches Gespür für ihre Antwort und Lösung haben.

Manchmal bewegen Sie mehr, wenn Sie weniger tun. Wagen Sie es, mit Vertrauen und Offenheit mit dem Strom der Veränderung zu fließen. Welche Chancen hat das Leben bisher für Sie dank ungeplanter Veränderungen bereitgehalten? 

 


2 Gedanken zu “Wenn das Leben uns Chancen schenkt

  • Christiane Windhausen

    Ich habe vor einigen Tagen Menschen wiedergetroffen, die ich mehrere Jahre lang nicht gesehen hatte. Sie hatten während dieser Zeit in ihrem Leben heftige Schicksalsschläge einstecken müssen. Am Ende eines gemeinsamen Abends habe ich gedacht: Sie haben sich gar nicht verändert. Und ich habe mich gefragt: Wieviel Kraft es wohl braucht, sich vom Leben nicht verändern zu lassen und zu bleiben, wie wie man ist….

  • Cordula Rosenfeld

    Ja, ich kenne auch Menschen, die in einem energischen Festhalten an Vorstellungen und Umständen unglaublich viel Energie verlieren und stecken bleiben.
    Es braucht die praktische Erfahrung, um zu erleben, wieviel leichter es wird, wenn ich den Mut zur Veränderung aufbringe, anstatt all die Angst oder das Leid auszuhalten.
    Es ist tatsächlich so – das Leben verleiht uns Rückenwind – wenn wir uns von ihm bewegen lassen.

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