Das Thema Veränderung hat mich in den letzten Jahren intensiv beschäftigt. Durch zahlreiche Veränderungen habe ich mich bewegt manchmal eher „geackert“ – Gewohntes losgelassen, Vertrautes und Bequemes kritisch hinterfragt, zunehmend bewußt gewählt und so etliche neue Erfahrungen gesammelt. Und mit meinem Fokus auf Veränderung fällt mir auf, daß sich auch im Business Veränderungsbereitschaft längst zu einem „Must-Have“ entwickelt hat.
In einer zunehmend komplexen Welt ist Veränderungsbereitschaft zu einer persönlichen Fähigkeit geworden, die sich als weiteres Leistungskriterium in den Anforderungen speziell an Führungskräfte niederschlägt. Veränderung gehört heute zum Standard und die Fähigkeit zur Selbstführung wird zur Grundvoraussetzung in Führungspositionen. Wer nicht selbst veränderungswillig oder besser sogar bereit ist, sich mit weit aufgerissenen Armen in die unsicheren Fluten der Veränderung zu stürzen und selbstführend durchzukämpfen, riskiert schnell, auf der Strecke zu bleiben.
Wenn es doch nur so einfach wäre! Führung beginnt mit Selbstführung. Diese Erkenntnis ist inzwischen auch im beruflichen Kontext angekommen. Das Manager Magazin widmete kürzlich sogar eine volle Ausgabe diesem Thema. Doch die Definition der Selbstführung, so wie ich sie hier wahrnehme, halte ich für sehr fragwürdig. Es geht weniger um authentische Aufrichtigkeit und Eigenverantwortung sondern eher um das Kontrollieren der eigenen Befindlichkeiten zum Wohle der Produktivität. Auf diese Weise wird der Anspruch auf selbstführerische Fähigkeiten gerade bei Führungskräften eher als weitere Maßnahme zur Effektivitätssteigerung missbraucht.
Wenn es um Veränderungen und um Selbstführung geht, funktioniert es buchstäblich anders, als wir denken. Meist konzentrieren wir uns bei der Bewältigung neuer Herausforderungen nämlich auf unseren Verstand, nutzen unser Denken als wichtigstes, wenn nicht sogar ausschließliches Werkzeug und wundern uns, daß wir trotz aller Einsicht vor die Wand laufen.
Tatsächlich bedarf es sehr viel mehr als ausschließlich kognitiver Fähigkeiten, um mittels Selbstführung einen Zyklus der Veränderung so zu durchlaufen, so daß wir daran wachsen und anderen den Weg bereiten können. Genau darum geht es schließlich bei Führung. Solange wir nicht offen dafür sind, das Tor zur Veränderung außerhalb unseres Verstandes zu suchen und uns unserem Körper und unseren eigenen Gefühlen zuwenden, werden wir zwangsläufig im Raum unserer Vorstellungen eingesperrt bleiben.
Wir brauchen „Wegweiser“, die neue Möglichkeiten aufzeigen. Daher möchte ich heute ein Buch empfehlen, daß für mich so ein Wegweiser ist . In Das flüssige Ich beschreiben Birgit-Rita Reifferscheidt und Christiane Windhausen wie wir uns eigenverantwortlich durch Veränderungen führen können. Es ist den Autorinnen gelungen, gelebte Erfahrung, komplexes Wissen und neueste Erkenntnisse zur Entwicklung zugleich informativ als auch inspirierend, fühlbar und sogar konkret umsetzbar in Worte zu fassen. Spannende Zusammenhänge kombiniert mit praktischen Übungen geben einen Schlüssel an die Hand, wie wir durch eine andere Herangehensweise über unsere vertrauten Grenzen hinauswachsen können. Eine spezielle Matrix dient als Landkarte, mit der Sie ganz individuell navigieren und sich Zugang zu Ihrem wahren Potential und damit ganz neue Möglichkeitsräume zu erobern.
Für mich ist dieses Wissen essentielles Handwerkszeug, für alle, die Führungsverantwortung tragen. Daher liegt es mir am Herzen, dieses für mich sehr wertvolle Buch zu unterstützen. Wenn Sie in Zukunft Ihre Führungsfunktion von „Leadership“ in „Followership“ transformieren möchten und sich danach sehnen, daß Sie Wirkung durch anstrengungsfreie Authentizität statt durch kräftezehrende Autorität erzielen, dann werden Sie in diesem Buch viel für sich entdecken.
Foto: Gabriela Neumeier / pixelio.de