… da war ich in der Tat erstmal sprachlos, als ich die Überschrift gelesen habe! Die SPD will eine Anti-Stress Verordnung per Gesetz beschließen und somit zukünftig Stress und Druck am Arbeitsplatz auf rechtlichem Weg unterbinden. Das ist ja interessant!?!?
Für mich ist das mal wieder heiße Luft der Politiker – bestenfalls ein neuer Slogan im Kampf um die Gunst der Wähler.
Ein Gesetz ist letztendlich nichts als weiterer Druck, nur von einer anderen Ebene aus. Um zukünftig Stress am Arbeitsplatz nicht über ein gesundes Maß hinauswachsen zu lassen, braucht es einen grundlegenden Kulturwandel in vielen Unternehmen. Einen Wechsel in der Haltung der bei jedem Einzelnen anfängt, der Führungsverantwortung trägt. Solange Führung über Macht und Druck erfolgt und überforderte Führungskräfte ihre eigenen Ängste, Sorgen und Ratlosigkeiten munter an ihre Mitarbeiter wegschieben, wird sich in Sachen Stress am Arbeitsplatz nicht viel ändern.
Eine gesunde Führung fängt für mich damit an,
- dass ich erstmal die Verantwortung für mich selbst übernehme und vor meiner eigenen Haustüre kehre.
- Dass ich durch konsequente Selbstführung bereit bin, mich nicht nur mit meinen Stärken sondern auch mit meinen Schwächen auseinanderzusetzen und zu ihnen zu stehen.
- Dass ich in den mir anvertrauten Mitarbeitern den Menschen sehe und nicht nur eine „Human Ressource“.
- Dass ich unterschiedliche Sichtweisen als Bereicherung aufnehmen kann, statt sie als Bedrohung zu unterbinden.
- Und daß ich letztendlich bereit bin, mich auf Augenhöhe mit den Menschen, mit denen ich arbeite, auseinanderzusetzen.
Wertschätzung und Respekt haben nichts mit Hierarchien zu tun. Wenn diese Werte gelebt werden, ist ein produktives und gesundes Betriebsklima nur ein natürliches Ergebnis. Per Gesetz läßt sich sowas meiner Meinung nach ganz bestimmt nicht auferlegen.
Solange der Einzelne im Unternehmen nicht gesehen und gewürdigt wird sondern lediglich in einer sich zunehmend schneller drehenden Maschinerie zu funktionieren hat, werden die Burn-out Raten wohl weiter steigen.
Gesetz hin oder her.