Wenn nicht nur der Kopf lernt 1


Gestern habe ich in ZEIT ONLINE einen den Artikel „Spiel-Schule“  gelesen, der mir selbst nochmal richtig Lust gemacht hat, Schule neu zu entdecken.

In Dänemark lernen Schüler an einer sogenannten Efterskole – einem Internat für Acht- bis Zehntklässler – den Unterrichtsstoff durch Rollenspiele. Das hat mich spontan aufhorchen lassen – Lernen mit hohem Unterhaltungswert – motiviert durch Freude und Begeisterung. Was für ein spannendes Konzept, was sicherhalb auch außerhalb des schulischen Kontextes einiges bewegen kann.

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Folgende Dinge begeistern mich besonders an dieser anderen Art und Weise zu lernen:

Lernen aus der Verkörperung

Statt wie im klassischen Schulsystem im Frontalmodus „gefüttert“ und darauf trainiert zu werden, den vorgegebenen Stoff bestmöglich aufzumehmen und wiederzugeben, geht es hier darum, den Lernstoff auf eine sehr praktische Weise fühlbar zu erleben und aus einer ganz persönlichen Perspektive wiederzugeben. Sozusagen im körperlichen Ausdruck selbst zu erleben. Allein dieses persönliche Erleben verankert den Lernstoff sehr viel nachhaltiger.

Eine sehr ziel- und lösungsorientierte Haltung  
Es geht weniger darum, vom Lehrer Instruktionen zu empfangen und anschließend in der Qualität ihrer Ausführung bewertet zu werden sondern darum, sich selbst so einzubringen, daß das Projekt oder die Aufgabenstellung weiterkommt und gelöst werden kann. Diese ziel- und lösungsorienterte Haltung begeistert mich. Es geht nicht darum, abzuarbeiten – mit Fleiß und ausschließlichem Einsatz des Verstandes. Vielmehr werden die Schüler dazu inspiriert, sich einzufühlen, zielorientiert zu schauen, worin die konkrete Aufgabenstellung besteht und diese gemeinsam in einem Team konkret umzusetzen.

Jeder Einzelne trägt zum Ergebnis bei
Jeder wird in dieses Spiel mit einbezogen. Die mitreißende Art der Dozenten im Format des Rollenspiels lädt jeden ein, sich auf seine ganz individuelle Art und Weise einzubringen, damit das Ergebnis erreicht wird. Hier kommen auch diejenigen zum Zug, die vielleicht unter der strengen Bewertungsbrille des traditionellen Frontalunterrichts durch innere Ängste und Unsicherheiten davon abgehalten werden, aus sich heraus zu kommen und ihre Fähigkeiten einzubringen.

Perspektivenwechsel als Multi-Funktionswerkzeug
In den Rollenspielen wird die Fähigkeit des Perspektivenwechsels wie selbstverständlich praktiziert. Dies stärkt die Fähigkeit der Schüler, sich in andere Positionen einzufühlen und schult somit spielerisch die Empathie. Außerdem eröffnet es neue Lösungswege, schult Flexibilität und fordert vom Schüler viel mehr als ausschließlich seinen Verstand. Statt z.B. die Fremdsprache anhand von Lehrbüchern zu lernen wird hier ganz praktisch und konkret das Wissen in Alltagssituationen erarbeitet. Dabei werden gleichzeitig vielseitige Ebenen angesprochen, so daß ich mir gut vorstellen kann, daß dadurch mögliche Hemmungen hinsichtlich richtiger Aussprache, eventuell fehlender Vokabeln oder Grammatik in Vergessenheit geraten. Learning by doing – durch und durch praktisch und vor allem mit viel Begeisterung und Leichtigkeit!

Innovation und Kreativität als unbezahlbarer Bonus
Ich bin begeistert von dieser durch und durch praktisch motivierten Art zu lernen, die vielmehr als ausschließlich den Verstand fordert sondern auch aus der Bewegung und der Verkörperung entspringt. So werden neue Lösungen möglich.

Abgesehen vom klassischen Lernstoff, der in diesem Schulsystem auf neue Art und Weise verinnerlicht wird, erhalten diese Schüler ein Rüstzeug, daß sie im Leben sicherlich  sehr viel nachhaltiger unterstützen wird, als ausschließliche Theorie. Nämlich die Fähigkeit, innovativ und kreativ an Aufgabenstellungen heranzugehen, spielerisch Perspektiven wechseln zu können und sich dabei immer wieder neu zu erfinden und einzulassen.

Mich hat dieser Artikel total inspiriert. Ganz besonders der Aspekt des Perspektivenwechsels und des körperlichen Einfühlens in andere Positionen und Sichtweisen. Wenn ich mir vorstelle, mit wie viel Begeisterung, Freude und Leichtigkeit sich auf diese Weise Veränderungen in Teams herbeiführen lassen und wie mühelos plötzlich bestehende Begrenzungen sich auflösen, dann würde ich am liebsten sofort loslegen!


Ein Gedanke zu “Wenn nicht nur der Kopf lernt

  • Stefan strobel

    Wow, da wäre ich auch gerne nochmals Schüler. Oder, vielleicht sogar noch lieber, Lehrer?
    Gemeinsam spürend und fühlend Erfahrungen machen und lernen, wie wunderbar.

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